Frankreich-Velo-Tour 2010




Samstag, 14. August 2010; Tag 1

Hinreise nach Genf ohne Probleme, Einstieg ebenerdig, kein Schleppen der Taschen, Wetter in Genf bewölkt, aber trocken. Als erste Schwierigkeit erweist sich das Finden der richtigen Strecke aus Genf in Richtung Veyrier. Zwischenstopp mit Foto am Jet d’eau. Dann weitersuchen. Gelingt mir die Richtung zu finden und kann dann den Wegweisern folgen.
Grenzübergang zu Frankreich, Strecke kein Problem, gut zu finden, (noch) nicht all zu anstrengend. Steigt dann beim Umkurven des Mont Salève stetig leicht an. Gut machbar, aber trotzdem anstrengend Fotostopp bei les Ponts de la Caille. Ansonsten nichts Besonderes unterwegs bis vor Annecy. Nach Annecy hereinzufinden war nicht so einfach, resp. es ging eigentlich auf Anhieb, ich hatte lediglich die Orientierung etwas verloren. Kurzer Spaziergang mit dem Velo durch die Innenstadt von Annecy, dann auf Zeltplatzsuche. Zwei nebeneinander, beide hässlich… Einer voll, beim anderen nicht nachgefragt. In Carrefour zum Einkaufen. Als ich wieder herauskomme und losfahre beginnt es leicht zu regnen. Beschliesse trotzdem weiter zu fahren, ist ja erst 16.00h. Regenausrüstung montiert. Bei wechselnder Regenstärke weitergefahren. Ziel nun möglichst schnell weiter in den (hoffentlich) trockeneren Süden. Unterwegs viele Camping-Plätze. Will auf Grund nass-feuchter Ausrüstung in B&B oder Hotel absteigen. Fahre mit zwei/drei kurzen Halts weiter bis Ugine, dort erstbeste Herberge aufgesucht. „Auberge des fontaines“. Zimmer ist ok. Frühstück und Abendessen auch möglich. Esse hier zu Abend. Kleider zum Trocknen aufgehängt. Hoffe, es trocknet alles bis morgen… Geraucht noch keine.





Sonntag, 15. August 2010; Tag 2

Um 07.30h klingelt der Wecker, habe sehr gut geschlafen. Bleibe bis 08.00h liegen, dann alles packen, ankleiden und frühstücken. Bezahlen, Velo aus Garage holen und los geht’s, ca. 09.00h. Das Wetter ist bewölkt, teilweise blauer Himmel und einige Sonnenstrahlen. Es geht nach Albertville, fast alles Veloweg oder zumindest Velostreifen. In Albertville habe ich etwas Mühe hindurch zu finden. Die Richtung stimmt, meine Orientierung funktioniert, auch wenn ich auf der Karte nicht wirklich weiss, wo ich bin. So geht es also weiter. Gegen Mittag beginnt der Regen, noch rechtzeitig alles regenfest gemacht. Ca. 45Min. später ist der Regen vorbei, zeitweise wird es sogar etwas sonnig. Etwa um 14.00h nochmals etwas Regen, aber auch nicht so lange. Mittagspause in Goncelin, auf dem Trottoir. Etwas Käse, Brot, Gurken und Tomaten. Eigentlich für einen Cous-Cous-Salat geplant… Aber die Reste sollten dafür auch noch reichen J Nach ca. 20Min. Weiterfahrt in Richtung Grenoble. Die Strasse ist lange und gerade, diverse Dörfer unterwegs. Vor dem Dorf geht es jeweils kurz hoch, nach dem Dorf wieder runter, dann flach bis zum nächsten, kurz hoch, wieder runter…
So gegen 16.00h/16.30h erreiche ich einen Vorort von Grenoble, St.  Martin-d’hères. Ich beschliesse, nicht nach Grenoble herein zu gehen, da ich sonst wohl wieder nicht herausfinden würde. Das Wetter ist trist, der Himmel rundum grau bis schwarz, Donner hin und wieder zu hören. Beschliesse weiter zu fahren, evt. wieder in einer Herberge zu nächtigen, da der Boden überall nass ist und auch meine Kleider noch nicht ganz trocken… Versuche nach Eybens zu kommen, von dort geht die Strecke weiter. Irre in diesem doofen St. Martin-d’hères umher, finde jetzt hier nicht raus. Irgendwann klappt es doch, ich finde Poisat (liegt zwischen St. Martin-d’hères und Eybens) und schliesslich auch Eybens. Mittlerweile regnet es mal wieder und Orientierungsschwierigkeiten habe ich auch, bin in Echirolles angelangt, das ist zu weit. Also zurück nach Eybens. In der nächsten Herberge die ich finde werde ich absteigen. Richtige Route in Eybens gefunden, es geht Richtung Tavernolles. Bergauf. Nach ca. einer Stunde Irrfahrt, endlich wieder auf dem richtigen Weg. Ich fahre und fahre, das Wetter wieder trocken, meine Kleider mehr oder weniger auch. Mache keine Irrfahrten mehr, treffe auch keine Herberge und keinen Campingplatz. 
In Champ sur Drac, einem etwas grösseren Örtchen, mache ich eine kurze Dorftour, ohne Herbergserfolg, dafür mit etwas Erfrischung von oben K Langsam schwinden meine Kräfte. Habe Hunger, will endlich einen Ort zum Schlafen. Aber hier hat es nichts. Also weiter, Entlang dem Drac. St. Georges-de-Commiers, St. Pierre-de-Commiers, Notre Dame-de-Commiers, kleine Orte ohne Übernachtungsmöglichkeit. Die Strasse ist am Hang, links geht’s bergauf, rechts bergab. Wildcampen daher schwierig. Aber meine Ansprüche sinken. Eine Ebene in Sicht… Bis dort reicht die Kraft hoffentlich noch. Aber auch hier keine geeignete Campingstelle, keine Herberge, nicht in les Blais, le Buya, la Ville, dann wird Aveillans wieder eine Option… 
Es ist noch ein Stückchen, meine Kraft nicht mehr so wirklich da, aber Aveillans ist wieder eine grössere Ortschaft mit guten Chancen auf eine Unterkunft. Zuerst geht es runter, juhee und kräfteschonend. Dann wieder hoch, kräftezerrend. Es dunkelt langsam ein, ist so ca. 20.30h. Etwa 21.00h treffe ich in Aveillans ein. Es ist langgezogen, gehe dann Richtung Stadtzentrum. Finde keine Herberge, geht wieder leicht runter. Und dann wieder hoch. Doch ich schaff das nicht mehr. Esse erst mal etwas. Das Haus hier hat seitlich eine kleine Nische, genug gross, darin zu schlafen. Entschliesse mich dazu, bringe alles in die Nische, mache Mätteli, Schlafsack und mich bereit, es ist langsam auch kühl. Lege mich in den Schlafsack und esse nochmals etwas Käse, Gurke, Tomate und Brot. Dann schlafe ich.




Montag, 16. August 2010; Tag 3

Nach einer schlechten Nacht, ich hatte kalt, konnte schlecht schlafen, bin immer wieder aufgewacht, stehe ich ca. 07.30h auf, packe alles und fahre dann los. Zuerst natürlich gleich die Steigung, die ich am Vorabend nicht mehr konnte. Jetzt ging es. Nach ca. 45Min. Fahrt kam ich gegen 09.00h in la Mure an. Dort kehrte ich in einer Bar ein und trank zwei Espressi. Ein wenig aufgewärmt packte ich mich noch stärker ein und präventiv gleich noch die Regenausrüstung montiert, es ist stark bewölkt, die Luft scheint feucht. Noch schnell das Pain au chocolat gegessen und dann weiter. Ein bisschen Nieselregen, aber harmlos. Ich komme nicht besonders schnell voran, anfangs ging es noch bergab, aber danach fast stets leicht bergauf. Die Aussicht ist dafür teilweise gewaltig, gut, bei schönerem Wetter gewiss noch gewaltiger, aber die Berglandschaft sieht auch so toll aus. Bei St. Jean d’Hèrans erreiche ich eine Ebene. Wunderbare Aussicht in die Weite (naja, soweit Wolken & Nebel es halt zulassen…) Ein wenig steigt es noch an bis St. Sébastien, eigentlich auch danach noch. Immer wieder das Panorama! Und dann, etwa bei la Posterie, sehe ich weit vorn blauen Himmel! Nur ein Eckchen, aber WOW! Weiter nach St. Disdier, vorne, nicht mehr ganz so weit, immer noch der blaue Himmel, mit leichten weissen Wölkchen. Ich fahre in die richtige Richtung J Hinter und über mir ist es noch grau. Durch Schluchten, links Felswände, es ist faszinierend, erreiche ich Agnières-en-Dévoluy. Hier mache ich Mittagsrast, etwa um 14.00h. Esse den letzten Rest von Brot, Käse und Gurke und fahre nach ca. 15Min. weiter. Der Col du festre, höchster Punkt auf meiner Velotour, wird greifbarer. Und dort scheint auch der blaue Himmel auf mich zu warten. Auf dem Weg lässt sich beim Zurückblicken ein prachtvolles Panorama erblicken. Alpenketten im Zusammenspiel mit Wolkengebilden. Und schon halb über mir der blaue Himmel. Ankunft am Col du festre ca. um 15.00H.
Ich kehre im dortigen Restaurant ein, geniesse ein Cola und ein Käsesandwich auf der Terrasse bei Sonnenschein! Geniesse den Augenblick, das Cola und das Sandwich. Etwa halb Vier gehe ich weiter. Nun folgt eine herrliche Abfahrt. Mit Geschwindigkeiten zwischen 30km/h und 50km/h rase ich talwärts. Es windet teilweise stark, es heisst, das Velo gut im Griff zu halten, Böen von links oder rechts fordern mich. Aber auch hier ist das Panorama wunderbar! Es duftet nach Pinien, die Sonne scheint, blauer Himmel und weisse Wölkchen, darauf habe ich gewartet. Ich fahre an Montmaur vorbei auf die D994, will eigentlich noch etwas weiterfahren. Es wird dann ein Zeltplatz angezeigt. Entschliesse mich für die sichere Variante heute, es ist bereits 16.00h und wer weiss, was noch kommt. Fahre ca. 5km zurück zu dem Campingplatz. Stelle mein Zelt auf, hänge die feuchte Wäsche zum Trocknen auf, dusche und koche mir dann Pilzrisotto zum Abendessen. Danach noch einen Kaffee, Abwaschen, Zähneputzen, alles nachttauglich (regen-/tausicher) versorgen und ab ins Bett. Da bin ich nun, seit ca. zwei Stunden am Schreiben J

Übrigens: Heute ist für mich der dritte rauchfreie Tag!!





Dienstag, 17. August 2010; Tag 4

Auch diese Nacht wurde es etwas kühl, ich habe aber besser geschlafen wie die letzte. Ca. 07.00h Tagwacht, aufgestanden, angezogen, kurze Morgentoilette und Sonnencrème eingecremt, der Himmel ist strahlend blau, keine Wolke sichtbar. Aber es ist immer noch kühl. Beginne die Zeltabbauarbeiten, das Zelt wurde ziemlich feucht, lasse es noch etwas liegen, packe erst das andere. Inzwischen kommt die „Camping-Frau“ und bringt mir die zwei Pain au chocolat und das Baguette. Kaffee kochen, dann kurzes Frühstück. Langsam taucht die Sonne auf, aber sie hat noch nicht genug Kraft. Packe das Zelt feucht ein. Ca. 09.00h bin ich soweit, es geht los in den vierten Tag.
Es ist herrlich, die Sonne scheint, blauer Himmel, rundherum Berg- oder sogar Alpenpanorama… Was will man mehr. Ich habe für heute einen gemütlichen Tag geplant, nur knapp 60km und ca. 200 Höhenmeter. Die Steigung beginnt schon bald, aber relativ sanft und ich nehme es schön gemütlich, geniesse die Umgebung und die Eindrücke. Wunderbare Täler, Berge, Landschaft, Flüsse. Dazu wechseln die Geräusche, hier ein Vogelzwitscher, dort ein Rascheln. Hie und Da Phasen von zirpenden Grillen. Abgerundet wird das alles noch durch ein Spektrum von Düften und Gerüchen. So geht es nach oben. Schmetterlinge fliegen um mich herum, die Landschaft bezaubert mich. So habe ich mir diese Ferien vorgestellt.
Eine Kurve, danach habe ich das Gefühl, einen Blick auf das Auenland der Hobbits zu werfen. Es ist alles so friedlich hier. Gemütlich fahre ich Meter für Meter nach oben. Bis ich oben angelangt bin und mir die Aussicht fast den Atem raubt. Unglaublich, faszinierend, einfach nur geil! Unbeschreiblich. Direkt vor mir geht’s steil abwärts, unten ein langes Tal, ziemlich grün und auch besiedelt und rundherum die Alpen, bis im dunstigen Horizont nur noch schemenhaft erkennbar. Nach diesem Genuss kommt die Abfahrt, etwas kurviger wie gestern, daher nicht ganz so rasant… Unterwegs noch ein kleines Dörfchen, Barcillonnette, mit Fotostopp. Dann weiter bis ins Tal, durch Monétier-Allemont, wo ich mich mit etwas Käse und Gemüse fürs Mittagessen eindecken wollte, kam aber an keinem Laden vorbei. Also fuhr ich gemächlich durch diese Talebene, die umgeben ist von Bergen. Rundherum, wieder ein wahnsinniges Panorama. Ganz weit hinten sind sogar noch Schneeberge zu erkennen. Ich fahre weiter, durch neue Duftwelten. Es ist heiss. So fahre ich, komme mal wieder an einem schönen Dörfchen vorbei (Thèze) und radle weiter. Mal singend, mal jauchzend, dann geniesse ich wieder schweigend oder ich bin so überwältigt, dass es mir die Sprache verschlägt.
Plötzlich entdecke ich in der Ferne Sisteron. Das Tor zur Provence, wie wahr! Oben ist die Zitadelle erkennbar. Ich fahre weiter. Seit längerem eigentlich mehr oder weniger flach. Kurz vor Sisteron sehe ich den Wegweiser zum vorgesehenen Camping, sehe mir diesen kurz an und entschliesse mich, erst eine Stadtbesichtigung zu machen und dann zurück zu kehren. Also fahre ich die ca. 2Km bis nach Sisteron. Eine überwältigende Stadt! Einfach fantastisch, komme einmal mehr nicht aus dem Staunen. Mit dem Velo fahre ich durch das Städtchen hoch, fast bis zur Zitadelle. Diese, natürlich touristisch genutzt, besichtige ich für € 5,80. Darin kann man sich frei bewegen, keine vorgeschriebene Route oder so. Es gibt wieder einige Fotos. Dann gehe ich wieder zum Velo, herunter ins Städtchen. Kurz fürs Abendessen einkaufen und fürs Mittagessen (obwohl schon etwa 16.00h ist…), kurz einkehren auf eine Cola und zwei Kugeln Glacé, Marron und Lavande. Sehr interessante und köstliche Geschmäcker. Postkarten kaufen, zum Velo und zurück zum Camping. Ca. 17.00h bin ich dort. Eingecheckt, Platz bekommen, Zelt zum Trocknen hingelegt. Ich sonne ein wenig, esse „zu Mittag“ etwas frischen Käse und Baguette. Dann, als alles soweit trocken ist, Zelt aufstellen, einrichten. Dann, etwa um 19.00h gehe ich duschen. Anschliessend beginne ich das Abendessen zu kochen. Heute gibt es Cous-Cous-Salat mit Gurke, Tomate und Fetakäse. Dazu so etwas Ähnliches wie Wienerli mit Senf. Zum Dessert einen Kaffee, dann Abwasch erledigen, alles wieder nacht- und tautauglich verpacken und ins Zelt gekrochen. Auch heute wieder ganz ohne Zigarette.






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